Die Faszination Börse lebt und je steiler die Kursanstiege, desto empfänglicher sind die meisten Trader dafür, es wieder einmal auszuprobieren.
Und genau an dieser Stelle beginnt das Problem! Die Angebotsvielfalt und die zur Verfügung stehenden Handelsmöglichkeiten sind für die allermeisten unüberschaubar. Und wenn man den Werbebotschaften der Broker glauben schenkt, dann ist es doch so einfach. Heute Öl, morgen EUR/USD und übermorgen Dax. Aber Hand aufs Herz, für wen zahlt sich diese Strategie wirklich dauerhaft gewinnbringend aus?Auch ich habe in vielen Jahren meines (privaten) Händlerdaseins das eine oder andere ausprobiert. Am Anfang waren es Optionsscheine auf Aktien, dann Knock-Out-Zertifikate und schliesslich CFD’s. Getradet habe ich alles, wovon ich meinte, mitreden zu können. EUR/USD, Dax und Dow und zwischendurch auch mal Siemens und Deutsche Bank. Die Informationsbeschaffung war nie ein Problem, denn schliesslich gibt es das Internet mit zahlreichen Informationsdiensten. Mit zunehmender Erfahrung lernte ich die Vorteile der technischen Analyse kennen und ich gewann an Sicherheit. Nur der Erfolg wollte sich einfach nicht einstellen!
Das war der Moment, als ich beschloss mein Trading grundlegend zu verändern: Ich hatte davon gehört und gelesen, dass der Devisenmarkt eine in sich geschlossene Kategorie darstellt und das dort ganz eigene Regeln gültig sein sollen. Zusätzlich reizte mich die Tatsache, dass hier rund um die Uhr gehandelt wird und dass ich keine Beschränkungen hinsichtlich meiner Positionsgrößen hatte. Und das Allerbeste: Es gibt hier ausser dem Spread keine Gebühren! Die Entscheidung fiel mir also leicht: ich wollte Devisenhändler werden. Ich hatte beschlossen mich zukünftig nur noch auf einen Markt zu konzentrieren. Und genau dieser Entschluss brachte den Durchbruch. Wenn ich heute darüber nachdenke, dann erscheint es mehr als logisch, dass es natürlich die Spezialisten sind, die in unserer Wirtschaftsordnung das meiste Geld verdienen. Also warum sollte es hier anders sein?
Die Grundlage meines Tradings war von Anfang an die technische Analyse. Aber auch fundamentale Daten habe ich schon immer gerne für ein tieferes Verständnis der Märkte heran gezogen. Im Devisenmarkt kommt beides, wie in keinem anderen Markt zusammen. Die hohe Liquidität und die Vielzahl der Marktteilnehmer, sorgen dafür, dass sich die technische Analyse vor allen Dingen in den höheren Zeitebenen dafür eignet, die Kursverläufe zu prognostizieren. Dies wird dann täglich von den News aus den Wirtschaftsräumen präzise und auf die Minute genau, im Rahmen der täglichen ‚Newsevents’ ergänzt.
Doch die technische Anlayse und das Wissen darum, was die Kurse bewegt allein, ist noch kein Trading. Trading ist aus meiner Sicht Präzisionsarbeit. Denn nur wer in der Lage ist, planerisch zu handeln, wer sich im Rahmen seines Tradings Ziele zu setzen vermag und wer sich dann auch daran hält, der wird ein erfolgreicher Trader sein.
Mein Tradingalltag wird vor allen Dingen durch mein striktes Moneymanagement bestimmt. Denn wenn das Risikomanagement stimmt, dann kümmert sich der Gewinn um sich selbst! Ich riskiere in der Regel nie mehr als 1 Prozent je Trade und führe sehr genau Statistik über meine Trefferquote, so dass ich stets nur Trades eingehe, die das dazu passende Chancen-Risiko-Verhältnis aufweisen. Zusätzlich gehört zu jedem Trade ein passendes Exit-Szenario. Ohne das geht s nicht! Und dann möchte ich an dieser Stelle nicht versäumen zu erwähnen, dass ein weiterer wichtiger Baustein meines Erfolges das Trading im Team ist. Mein Freund Andreas ist mein täglicher Tradingpartner. Und damit meine ich nicht, dass wir jeden Trade ausdiskutieren müssen, bevor wir ihn eingehen. Sondern gerade im täglichen Spanungsfeld aus Gier und Angst ist es von Vorteil, einen Menschen zu haben, der in der Lage ist, den Blick von aussen zu bewahren. Und schließlich ist die geteilte Freude, die doppelte Freude.
Abgerundet wird das Ganze dann durch unseren morgendlichen Rechenschaftsbericht an unseren Riskmanager Uwe. Dazu wird zusätzlich jeder Trade in unserem Online- Tagebuch erfasst. Zu den dort erfassten Informationen gehören neben den üblichen Parametern, wie z.B. Entry, SL und Exit auch kommentierte Bilder der Charts, ein Kommentar zur Tradingentscheidung und ganz wichtig: ein abschließender Kommentar zu künftigen Verbesserungsmöglichkeiten. Alles in allem, erinnert mich dieses Bild dann immer wieder sehr an die Arbeit eines Piloten. Nach meiner Auffassung ist es dann gerade genau diese Liebe zum Detail, die das Trading erfolgreich macht. Zusätzlich eleminiert eine planerische und exakte, nach den Regeln ausgerichtete Arbeitsweise, den täglichen Tradingstress. Denn wer genau weiss, was er wann zu tun hat, der gewinnt mit der Zeit immer mehr Sicherheit und viel Geld! Der geneigte Leser mag mir an dieser Stelle die Verwendung des Begriffs Gewinn nicht verübeln. Ich weiss sehr wohl um den Umstand, dass wir Deutsche das Geld gerne verdienen. Aber ich halte es da lieber mit den Franzosen und gewinne das Geld – gagner l’argent!
Oliver Andrees
Dieser Artikel stammt aus dem TradersJournal 16/09