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Scalptrading-Stoploss Ja oder Nein?

Von vielen Tradern bekomme ich oft die Frage gestellt. "Herr Behrendt wie ziehen Sie Ihren Stopploss nach?" Oder wenn ich live handele. "Wieso steigen Sie nach ein paar Punkten Gewinn aus und ziehen keinen Stopploss nach?"

Ich sage dann diesen Tradern, dass ich meistens mit Zielen arbeite, an denen ich meine Positionen komplett oder teilweise glattstelle. Sprich, hat der Trade sein Ziel erreicht, dann nehme ich mir diesen Gewinn. Fertig!

Bei dem einen oder anderen Trade wünschte man sich, dass man hier mit einem Stopploss gearbeitet hätte, aber woher soll man bei 100 Trades am Tag wissen, bei welchem Trade es sich gelohnt hätte mit einem Stopploss zu arbeiten.Bei einem Stopploss habe ich zwar die Möglichkeit mehr Gewinn zu erzielen, aber auf der anderen Seite verschenke ich immer wieder Geld. Denn der Stopploss wird nur ausgeführt, wenn sich der Markt gegen meine Positionierung bewegt. _

Wichtig.: Diese Aussage bezieht sich explizit auf das Scalptrading!

Als Beispiel. Ich gehe Long im DAX bei 4000p. Der Markt bewegt sich recht schnell auf 4030p. Dieser Bereich ist mein Zielbereich, an dem ich gerne die Position auflösen möchte. Also stelle ich meine Lonposition mit einem Gewinn von 30p. glatt. Ich habe mir somit mein Stück aus dem Markt geschnitten. Nehmen wir an, ich arbeite mit Stopploss. So gibt es nun folgende Möglichkeiten.

Möglichkeit A: Der Markt ist bei 4030p. Ich kann den Stopploss auf 4010p. setzen. Der Markt bewegt sich in Richtung meines Stopplosses und ein paar Minuten später werde ich ausgestoppt und kann einen Gewinn von +10p. verbuchen. Dies sind 20p. weniger, wie bei meinem Zielverkauf.

Möglichkeit B: Der Markt geht durch das Ziel bei 4030p. weiter nach oben bis auf 4050p. Der Stopploss kann an dieser Stelle auf 4030p. angehoben werden. Mein Buchgewinn beläuft sich bei 4050p. auf +50p. Etwas später wird aber aufgrund eines Rücksetzers mein Stopploss bei 4030p. ausgeführt. Ich habe an dieser Stelle genauso viel Gewinn mit dem Stopploss erzielt, wie mit dem Zielverkauf. Bis jetzt hat der Stopploss noch keinen Vorteil gegenüber dem Zielverkauf erbracht.

Möglichkeit C: Der Markt steht bei 4050p., der Stopploss bei 4030p. Jetzt geht der Markt ein Stück zurück, aber der Stopploss wird nicht geholt und der Markt steigt danach weiter bis auf 4070p an. Danach kann der Stopploss auf 4050p. angehoben werden. Etwas später wird die Position mit einem Gewinn von +50p. ausgestoppt. Erst an dieser Stelle hat der Stopploss mehr Sinn gemacht, wie ein Zielverkauf mit +30p.

Fazit: Beim Scalping ist es in vielen Fällen von Vorteil am Ziel seine Position glattzustellen. Schließlich geht es beim Scalping darum sich ein kleines Stück vom Markt herauszuschneiden. Meistens ist der Spielraum für einen Stopploss einfach zu gering. Selbst wenn der Markt weiter in die anvisierte Richtung läuft, muss das noch nicht bedeuten, dass ich mehr Gewinn gemacht hätte. Erst wenn ich im weiteren Verlauf den Stopploss über den Zielverkauf setzen kann, habe ich einen definitiven Mehrgewinn erzielt. Darunter hatte ich zwar mehr Buchgewinn gehabt wie in Möglichkeit B, aber nie einen realisierten Mehrgewinn.

Stopploss ziehen bedeutet nicht automatisch, dass man mehr Gewinn erzielen kann. Stopploss bedeutet auch, dass man immer Gewinn verschenkt, denn mit einem Stopploss steigt man nie am Hoch oder Tief einer Bewegung aus.

Autor: Heiko Behrendt - Scalptrader bei GodmodeTrader.de
Dieser Artikel stammt aus dem TradersJournal 06/09  

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